Vorurteile

Wie so viele Krankheiten ist auch die Borderline-Störung mit jeder Menge Vorurteilen behaftet.


Einige Beispiele:
  • Borderliner jammern nur
  • Borderliner verletzten sich selbst
  • Borderliner sind aggressiv und ständig wütend
  • Borderliner sind beziehungsunfähig, sie können nicht lieben, zeigen kein Mitgefühl
  • Borderliner wollen immer Recht haben
  • Borderliner halten Termine nicht ein, brechen Ausbildungen ab, kündigen ihre Jobs – sie sind faul
  • Borderliner manipulieren und lügen
  • Borderliner sind unberechenbar
  • Borderliner sind Spaßbremsen und verbreiten nur schlechte Stimmung mit ihren negativen Gedanken 
Borderliner haben kein Gewissen: Sie haben ein eben so ausgeprägtes Gewissen, wie andere Menschen auch. Ich kenne sogar einige, die an einem übertriebenen/überzeichneten Gerechtigkeitssinn/Gewissen leiden.
Borderliner haben keinen Körpergeruch: Wie ulkig ist das denn?
Borderliner duften/stinken wie jeder andere Mensch auch.

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Auch wenn viele Vorurteile eine Berechtigung zu haben scheinen, da sie diverse Verhaltensweisen aufzeigen, fragen sich sicherlich die wenigsten, was eigentlich zu dem Verhalten führt. Es scheint, als geht die Gesellschaft davon aus, Borderliner verhalten sich mit Absicht so, planen es, nur um ihren Willen durchzusetzen.
Leider ist diese Annahme in den wenigstens Fällen richtig.

Weiterhin stimmt es, dass die Probleme, mit denen Bordis zu kämpfen haben, auch bei nicht betroffenen Menschen auftreten.
Jeder ist mal traurig, von Gefühlen übermannt und erleidet Trennungsschmerz, hat Angst, fühlt sich unverstanden oder schämt sich.

Der Leidensdruck macht aber die Krankheit. 

Während gesunde Menschen angemessene Techniken haben, diese Probleme zu überwinden, fühlt der Borderliner sich überfordert und leidet.
Sie wissen einfach nicht, was zu tun ist oder wie sich verständlich machen können.
Und das ist das Problem!

Das Verhalten von Bordis ist meist impulsiv und in Existenzängsten begründet (ob real oder in der Vorstellung ist hierbei unerheblich).

Sie befinden sich plötzlich in einer Situation, mit der sie nicht umgehen können und handeln, gesteuert von Emotionen, rationales Denken ist meist nicht mehr möglich.

Der Bordi sieht sich nicht in der Lage sein Verhalten zu kontrollieren und ist danach darüber beschämt.
Die Scham schürt das Feuer weiter, Selbsthass entsteht und der Leidensdruck wird größer.
Das Handwerkszeug den emotionalen Schmerz in angemessener Form zu verarbeiten ist dem Betroffenen nicht mitgegeben.

Sie können nicht einfach aus der Situation raus, einfach was ändern, sich anders verhalten, die Dinge von einer anderen Perspektive sehen.

Auch wenn Bordis oft von Gefühlen und Emotionen übermannt scheinen, haben sie Schwierigkeiten diese wirklich zu fassen.
Es fehlt die Fähigkeit Gefühle differenziert zu benennen.
Sie sind in einem Gefühlschaos, voll von Emotionen, wissen aber nicht was diese sind, oft können sie gerade mal beschreiben, dass es positive oder negative Gefühle sind und selbst hierbei sind sie unsicher.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es DEN Borderliner als Prototyp nicht gibt. Borderlinepersönlichkeiten sind genau so individuell, wie alle anderen Menschen auch.

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